Richtung Heimat

Runter wischen

Überfahrt von La Palma, Kanaren nach Santa Maria, Azoren

Unser erster Start für diese Tour war am Donnerstag 07.03.19. Wir fuhren morgens in Santa Cruz nach dem Frühstück bei Regen los, Wetterfenster passte, Wellen sollten nach der Inselabdeckung hoch sein für den 1. Tag, dann aber abnehmen. Wir sind 4sm Richtung Ost, um den perfekten Wind und Winkel für die Umrundung der Nordspitze von La Palma zu haben. Wie erwartet waren die Wellen nach der Inselabdeckung hoch, das Gefühl im Magen bei mir sehr flau! Das kannte ich, sollte nach 1-2 Tagen weg sein. 20sm weiter jedoch bekam Chris Bauchschmerzen, musste sich übergeben und hatte Durchfall. Da jetzt 100% der Mannschaft nur noch zu 50% einsatzfähig waren, beschlossen 100% nach längerem Abwägen der Situation nach Tazacorte umzukehren. Wir haben gegen 22 Uhr in Tazacorte am Anmeldesteg festgemacht und fielen erschöpft in die Koje.

Wir haben nochmal 3 Tage auf Tazacorte verbracht, Chris hat seine Magan/Darm Geschichte auskuriert, und wir starteten bei herrlichem Wetter unseren 2. Versuch Richtung Azoren am Sonntag 10.3.19 um Punkt 12 Uhr: Vor uns lagen ca. 620 sm, die wir in 5-6 Tagen bewältigen wollten. Laut Wetterbericht sollten wir fast konstanten Wind aus O bis NO, zwischen 18 und 24kn haben, außer Donnerstag auffrischend in Böen bis zu 34kn, danach wieder geringer.  

Montag und Dienstag war perfektes Segeln möglich mit nur geringen Korrekturen der Segeleinstellung. Die seitliche Welle brachte natürlich immer stetige Bewegungen ins Schiff. An den ersten beiden Tagen war bei mir das bekannte flaue Gefühl im Magen da, wurde dann aber immer besser. Chris hatte zum Glück keine Probleme.

Unser 3. Crewmitglied hat übrigens die ganze Strecke über perfekte Arbeit geleistet. Nur sein konstantes Meckern (meeek-meeeek) brachte den Kapitän um seinen Schlaf bei seinen Nachtwachen😉. Dieser kleine Wichtel im Motorraum unseres Schiffs ist ein Autopilot und steuert  den vorgegebenen Kurs zuverlässig.



Statt wie vorhergesagt Donnerstag frischte der Wind bereits am Mittwoch Abend schlagartig auf 34kn auf. Keine halbe Stunde später erhöhte sich die Welle. Der Kapitän beschloss, Richtung NW ab zu drehen, um die Welle schräg von achtern zu haben und somit wieder ein angenehmeres segeln möglich war. Die Nacht war wirklich sehr unruhig im Schiff und der Satz „Immer eine Hand fürs Schiff“ war hier oberstes Gebot! Der Aufenthalt an Deck war nur gemeinsam und nur mit Schwimmweste und Lifebelt (=Sicherheitsleine) erlaubt. Zu allem Überfluß hörten wir auch noch, wie unsere Bilgepumpe ansprang, was bedeutete, daß wir irgendwo Wassereinbruch haben mussten. Nach anfänglicher Hektik und dem Öffnen von sämtlicher Bodenplatten, stellten wir schnell fest, daß eines der Crewmitglieder (bestimmt der Autopilot!) nach dem Händewaschen vergessen hatte, den Kugelhahn für das Auslassventil zu schließen. Somit wurde bei Schräglage das Wasser von außen über das Waschbecken hoch gedrückt und lief über. Die Erleichterung war groß und die Diskussion mit dem geliebten Autopiloten lang!

Die letzten 2 Tage waren schon fast entspannend: der Wind war konstant, die Wellen waren sehr moderat. Wir konnten tagsüber auf Deck die Sonne genießen, über das Leben nachdenken, Musik und Hörbücher hören.  Während der ganzen Überfahrt hatten wir lediglich zwei nähere Begegnungen mit größeren Frachtern, die über unseren Plotter und AIS  früh sichtbar waren. 

Am Donnerstag stellten wir fest, daß wir unser Trittbrett vom Bugspriet (= Brett aus schönem Teakholz) bei dem Wellengang am Mittwoch leider verloren haben. Sorry Uwe!! Oder hast Du evtl. noch eins?? Wir hatten im Vergleich zu anderen Überfahrten nur ein mal Besuch von Delfinen. Aber ein kleiner Zausel hat sich zu uns gesellt, der sich ganz erschöpft für eine Zeit auf unserer Tiger Blue erholen musste.



Am Freitag Morgen nach Sonnenaufgang war Land in Sicht! Die südöstlichste Insel des Azorenarchipels: „Santa Maria“ lag ca 18sm vor uns. Chris hat sogleich die spanische Gastflagge mit der Portugiesischen getauscht. Und nach dieser Überfahrt ist auch unser Clubstander zum zweiten mal auf dieser Reise so zerfetzt, daß wir mit Freude einen Neuen hochziehen und gleichzeitig in Gedanken bei unseren Clubmitgliedern in Grömitz sind!



Am Freitag, 15.03.19 haben wir um 11Uhr im Hafen von Vila do Porto nach genau 623sm und 4 Tagen und 23 Stunden festgemacht. Das Anmelden und Einklarieren war in Portugal wieder etwas komplizierter, als auf den Kanaren, da nicht nur der Hafenmeister, sondern auch die Policia Maritima und die GNR (Guarda Nacional Republikana = Sicherheitspolizei und Zoll) sämtliche Dokumente prüfen wollten. Und da wir das einzige einlaufende  Schiff seit längerer Zeit waren, freuten sich die Drei über etwas Arbeit. Etwas erschöpft, aber glücklich und zufrieden gönnten wir uns eine Mütze Schlaf und verschoben den Anlegerschluck auf den Abend.

2 Kommentar

  1. Wir freuen uns auf euch!!! Auch wennn ihr vermutlich gerne noch länger unterwegs sein wollt..

    Beste Grüße, Carsten

  2. Das ist ein super und eindrücklicher Bericht. Vorallem die lange Diskussion mit dem dritten Crewmitglied hat mir gefallen. 🤗

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