La Gomera

Runter wischen

Am 8.1.19 haben wir uns von Puerto San Miguel und Teneriffa verabschiedet und haben uns auf den Weg nach La Gomera gemacht. Noch unsicher, ob wir uns zum Ankern entscheiden, oder in den Hafen von San Sebastián einlaufen werden hatten wir eine sehr ereignisreiche Überfahrt. Mit schwachem Ostwind konnten wir zu Beginn mit einer Schmetterlingsbesegelung die doch recht hohen Wellen von achtern mit Delfinen in der Bugwelle tatsächlich genießen. Um die Südspitze von Teneriffa herum hat der Wind auf NO gedreht und wir haben uns direkt zwischen den beiden Inseln befunden, wo angeblich Wale leben! Wir dachten zuerst an eine weitere Delfineschule, als wir entfernt die Flossen sahen, die sich dann aber beim Näherkommen als eine Herde Grindwale herausstellte. Ganz gemächlich und ohne Scheu zogen sie an uns vorbei:



Zwei Seemeilen weiter Richtung La Gomera sind uns 5 Boote nahezu alle an einem Fleck aufgefallen: Davon 3 Ausflugsschiffe, ein Motorboot und ein Segelboot. Beim Näherkommen war uns die Ansammlung klar: Eine weitere Herde von Grindwalen, die von den Schiffen ständig umkreist wurden. Es schien, als hätten sich die Wale an den Aufruhr gewöhnt, denn sie zogen unbeeindruckt ihre Kreise. Wir beschlossen nach kurzem Stop uns nicht dem Tumult anzuschließen und zogen weiter.

10 sm vor der Insel entschieden wir uns den Hafen an zu steuern, weil die Wellen aus O auf die Insel trafen und wir so komplett um die Insel herum hätten fahren müssen, um ein ruhiges Ankerplätzchen zu finden. Nach einem Anruf beim Hafenmeister in San Sebastián wurde uns ein Platz bestätigt, aber mit dem Hinweis, daß nicht nur Kanal 09 beim Einlaufen in den Hafen, sonder vorher Kanal 12 für den Port Kontrol angefunkt werden muß, da dort reger Fährverkehr herrscht. Bei der Ansteuerung fiel dem Kapitän auf, daß eine der Fähren die Maschinen gestartet hat, also funkte der Funker auf Kanal 12 mit Port Kontrol, um die Genehmigung der Einfahrt zu bekommen: Negativ! Wir müssen ca. 10 Minuten warten, da eine Fähre gleich ausläuft und eine Zweite erwartet wird. Trotz hohen Wellen hat sich der Kapitän an die Order gehalten und gewährte den beiden Fähren außerhalb des Hafens den Vorrang. Nach ca. 15 Minuten bekamen wir das OK in den Hafen einlaufen zu dürfen. Im Jachthafen erwartete uns bereits ein Schlauchboot mit dem Marinero, der uns zu dem reservierten Liegeplatz begleitete. Und am Steg warteten bereits Doris und Kalle von der Blue Sun und waren beim Festmachen an einem Fingersteg behilflich. Wir verabredeten uns für die kommenden Tage.

Am 9.1.19 haben wir zu Fuß San Sebastián, die Inselhauptstadt von La Gomera auskundschaftet. Mit gerade mal 9000 Einwohneren begegnet man in dem netten, beschaulichen Ort überall dem Namen Christobal Colon (Christoph Kolumbus)



Im Namen der spanischen Krone brach dieser 1492 zu seiner Entdeckungsreise auf. Vor der Atlantiküberquerung zog es ihn immer wieder an die Küste Gomeras, um Proviant und Wasser zu bunkern. In der bis auf das Jahr 1490 zurückgehende Pfarrkirche Nuestra Señora de la  Asunción soll er gebetet haben, aus dem Brunnen des Zollhauses soll er seine Wasservorräte aufgefüllt haben und mit dem dann sogar Amerika geweiht haben. Und er soll eine Liebschaft auf La Gomera gehabt haben: Die schöne Beatriz de Bobadilla. Unklar ist bis heute, wie lange sich Kolumbus auf der Insel La Gomera aufhielt. Man sagt ihm nach, dass sich sein Aufbruch aus Liebe zu der schönen Inselherrin verzögerte. Die Witwe von Hernan Peraza, eine schöne und grausame Rivalin der Königin Isabella von Kastilien, herrschte nach der Ermordung ihres ebenso brutalen Gatten 1487 über La Gomera. Historisch belegt ist von all dem nur, dass sich Kolumbus 1492 und während späterer Entdeckungsreisen, 1493 und 1498, auf der Insel aufhielt. Der Satz „Von hier aus brach Kolumbus auf“ ziert das Wappen der Hauptstadt San Sebastian und so wird La Gomera von den Stadtvätern gern der schmückende Beiname Isla Colombina verliehen.

Wir haben uns für die nächsten Tage einen kleinen Flitzer gemietet, was gar nicht mehr so einfach war, da für den kommenden Tag ein Aida Kreuzfahrtschiff angekündigt war, was reges Treiben auf der Insel bedeutete.



Der Kapitän beschloß am 10.01. sehr früh morgens unsere Tour zu starten, um vor den Besucherströmen die Sehenswürdigkeiten zu besuchen. Die Rechnung ging nicht ganz auf. Am Besucherzentrum des Nationalparks Garajonay standen bereits zwei Busse. Jedoch war der Park so großzügig angelegt, dass man in Ruhe die Ausstellung über die Entstehung der Insel, die Geschichte der Ureinwohner und den kleinen botanischen Garten bestaunen konnte. Unser Weg führte uns weiter zum Mirador de Abrante. Ein unglaublicher Aussichtspunkt mit einem Glasboden, der einem einen Blick über die komplette Nordost-Küste von La Gomera ermöglicht.



Mit dabei ein sehr nettes Restaurant, in dem aber alle Plätze komplett ausgebucht waren: Es wird ein Bus erwartet. Schade. Somit haben wir es uns mit einem Café und hauseigenem Kuchen auf der Terrasse  gemütlich gemacht. Hier muss man tatsächlich anmerken, daß diese organisierten Busreisen für uns heute nicht nur Nachteile hatten: Der Bus kam an und es wurde auf der Terrasse ein Vorführung der Pfeifensprache El Silbo gegeben. El Silbo ist ein weltweit einzigartiges Kommunikationssystem mit dem die Ureinwohner von La Gomera sich pfeifend von Schlucht zu Schlucht unterhalten konnten. Mit dem Telefon bekam die Pfeifensprache ernsthafte Konkurrenz, so daß diese Kommunikationsart beinahe ausgestorben war. Heute wird sie, nach Aussage der Touristenführerin, sogar wieder in den Schulen La Gomeras unterrichtet. Wir bekamen eine Vorstellung, in der sich zwei Silbaderos unterhielten, die Dame vom Tourismusbüro übersetzte. Da kann man natürlich sagen: Das sind ja vorabgesprochene Sätze und ein bisschen Gepfeife dabei. Es kam aber noch eine Stufe darauf: Einer der Silbaderos wurde in die Restaurantküche gesperrt, während die Dame vor den Augen des Zweiten fleißig Sonnenbrille, Handtasche und Seidenschal der Zuhörer tauschte. Der Erste wurde wieder dazu geholt und nun wurde es spannend: Mit für uns unglaublichen Pfeifftönen, mit unterschiedlichen Höhen und Längen ging der zuerst weggesperrte  Silbadero zu den Zuhörern und tauschte alle Gegenstände wieder korrekt seinen Besitzern zu. Nachdem man diese Pfeifensprache bewußt wahrgenommen hat, ist uns aufgefallen, daß tatsächlich im Hafen von San Sebastián sich Einheimische damit verständigen.

Wir sind anschließend eine kleine Paßstraße durch dichte Lorbeerwälder mit bemoosten Stämmen und bizarr von den Ästen flatternde Bartflechten gefahren. In unserem Cabrio konnten wir die hohe Luftfeuchtigkeit richtig spüren. 



Auf unserem Weg ins Valle Gran Ray wollten wir in dem Panoramalokal, des uns bereits aus Lanzarote bekannten Architekten César Manrique, absteigen. Aber leider war alles geschlossen und auch schon etwas zerfallen. Aber Panorama auf das Valle Gran Ray gabs trotzdem:



Treppenartig sind in dieser wunderschönen Schlucht neben kleinen Orten unzählige, uralte Palmen bis hin zum Meer angelegt. Das Valle Gran Ray endet zum Meer hin in dem kleinen Fischerort Vueltas. Vueltas ist ein etwas spezieller Ort: In den 60er/70er Jahren haben sich hier die ersten Hippies und Aussteiger angesiedelt, die man jetzt einfach etwas älter immernoch antrifft. Neben einem großen buddhistischen Zentrum gibt es viele Geschäfte mit selbstgemachte Schmuck, Batik und Aloevera Produkten, die von den damaligen Einwanderern betrieben werden, sogar eine deutsche Bäckerei und Metzgerei findet man hier. Echt ein bisschen merkwürdig. Uns hat es die dem kleinen Fischerhafen angrenzende Ankerbucht angetan und wir spielten mit dem Gedanken hier nochmals mit der Tiger Blue zurück zu kehren… 



Doris und Kalle von der Blue Sun waren im Umland von Agulo wandern und wir haben abgemacht, die Beiden von dort wieder mit nach San Sebastián zu nehmen. Gesagt getan haben wir den Abend zusammen bei einem Sundowner in der netten Altstadt ganz in Hafennähe ausklingen lassen. 

Für den nächsten Tag haben wir uns zusammen zu einer Inseltour verabredet, die uns über den höchsten Berg der Insel und erneut durch uralte Lorbeerwälder führte. In Playa de Santiago fast an der Südspitze der Insel haben wir uns bei einem sehr leckeren Mittagessen gestärkt, bevor wir abseits von den eigentlichen Straßen im Hinterland das einsame Bergdorf Arguayoda angesteuert haben. Auf dem serpentinenreichen Weg dahin lagen immer wieder Bananenreste am Straßenrand, die zuerst  so aussahen, als ob ein Laster umgekippt wäre, sich dann aber als Futter für die freilaufenden Ziegen und Schafe herausstellte.  Zurück in San Sebastián haben nach einem großen Hamstereinkauf das Auto wieder zurückgegeben.

Da Kalle auf der Blue Sun mit einer richtigen Seglernähmaschine ausgestattet ist,  hat er uns angeboten, unser defektes Bimini zu nähen, was wir sehr gerne angenommen haben.



Am 13.01.19 haben wir uns entschieden zu unserem südlichsten Punkt unseres Abenteuers auf zu brechen…



 

1 Kommentar

  1. Hallo Ih Lieben,
    was Ihr da alles erlebt, werdet Ihr sicher ein Leben lang nicht vergessen. Schade, dass wir nicht dabei sein können.
    Liebe Grüße aus dem zur Zeit sonnigen Kandern.
    Hannelore und Dietmar

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