El Hierro

Runter wischen

Am 13. Januar haben wir uns früh morgens um 6:00 Uhr aus San Sebastián verabschiedet und uns auf den Weg nach El Hierro gemacht.  Auf der Insel gibt es zwei Häfen, doch die Entscheidung, La Restinga, ganz im Süden anzusteuern war bei unserer Abfahrt schon klar. Dort warteten Silke und Hans von der SY Karl auf uns, um dann gemeinsam Pia und Köbi von der SY Lupina vor ihrem großen Schlag auf die Cap Verden zu verabschieden. 55 sm lagen vor uns, um gleichzeitig den  westlichsten und südlichsten Punkt unserer Reise anzusteuern.



Nach einem schönen Sonnenaufgang um kurz nach 8Uhr hatten wir mehrere Delfinschulen zu Besuch. Zum wiederholten Male stellte sich das Segelrevier zwischen den Inseln als nicht ganz einfach heraus. Die zuerst günstigen achterlichen Wellen steigerten sich zu einer Höhe, so daß sie brachen und unser am Heck befestigten Dingi füllten. Auch das Deck wurde kräftig zur Freude des Schiffsjungen gespült, was auf der bisherigen Reise noch nicht vorkam. Trotz dieser neuen Erfahrung genossen wir schönes Segeln und hatten keinen Ausfall der Besatzung durch Seekrankheit. Wir kamen nach fast 11 Stunden in dem kleinen, beschaulichen Fischerhafen von La Restinga auf El Hierro an. Unser Empfangskommitee stand schon bereit, weiste uns ein und half beim Anlegen. Da Wochenende war, war auch kein Hafenmeister da. Lediglich der Hafenpolizist begrüßte uns und meinte „Inscripción de nuevo el lunes !“, na dann erst wieder am Montag! Nach einem netten, gemeinsamen Abendessen haben wir am anderen Morgen die Lupina mit viel Getöse verabschiedet. Auf dem Weg in die Karibik werden Pia und Köbi die Cap Verden ansteuern….Auf diesem Wege gut Wind Euch Beiden!!



Nach entspannten zwei Tagen im Hafen und auskundschaften des Ortes hatten wir für eine Woche einen Mietwagen. Die Kleinste der Kanarischen Inseln (zählt man La Graciosa nicht dazu) ist mit knapp 11000 Einwohnern sehr dünn besiedelt und  touristisch bislang kaum erschlossen. Am folgenden Tag war unser Ziel die Nordküste von El Hierro. Zuerst mussten wir uns an die   Beschilderung der Insel gewöhnen, da diese sehr dürftig und eher nach Schildern für Wanderwege aussahen. Nach anfänglich kargen schwarzen Lava-Geröllmassen, kamen schattige Pinienwälder, welche durch Waldbrände gezeichnet waren:



Dann wechselte die Landschaft plötzlich in saftig grüne Weideflächen mit Kühen und kleinen Steinmauern, so wie man sich eigentlich die schottischen Highlands vorstellt. Dazwischen jedoch blühende Mandelbäume und uralte Feigenbäume. (Es gibt auf El Hierro die besten Feigen überhaupt). Vorbei an wunderschön angelegten Naturschwimmbädern mit viel Brandung sind wir in die Inselhauptstadt Valverde, die als einzige Inselhauptstadt der Kanaren nicht am Meer, sondern im Hochland (600m) liegt. Von einer Stadt kann eigentlich auch nicht die Rede sein. Valverde ist eher eine Ansammlung locker verstreuter Häuser, Gemüsegärten und schon vormittags vollen Bars entlang der Hauptstraße. Weiter über den Mirador de la Peña, einem Highlight der Insel: Ein von Cécar Manrique gestalteter Aussichtspunkt,  bei dem das Land gen Westen abrupt 700 Meter zum Meer in die weit geschwungene Bucht von El Golfo in die Tiefe fällt. Diese Region wird vor allem landschaftlich intensiv genutzt. Neben Bananen werden vor allem Ananas angebaut. Zurück über Las Puntas, wo es ein sehr originelles Hotel mit gerade mal 4 Zimmern gibt. Ein altes, umgebautes Lagerhaus auf einer Landzunge, was früher als Schiffsanlegestelle diente.



Der nächste Tag führte uns in den Westen der Insel, über serpentinenreiche, und wie immer sehr enge, zum Teil nicht asphaltierte Straßen. Diese waren teilweise sehr ausgewaschen, was uns verwunderte, da wir obwohl Winter nie starke Regenfälle erlebt haben. Auch die Schilder „Achtung Steinschlag“ machten hier tatsächlich Sinn, da auf den Straßen immer wieder Geröll lag. Wir fuhren zum Leuchtturm Faro de Orchilla, wo auch ein Denkmal des ehemaligen Nullmeridian zu finden ist. 150 n. Ch. hat hier der Astronom  Ptolemäus den Nullmeridian definiert. Im Jahre 1884 wurde durch die führende Seemacht Großbritanniens dieser durch den Nullmeridian von Greenwich ersetz.



Wir fuhren über eine Hochebene mit bizarren, verkrüppelten Wachholderbäumen. Diese haben sich im Laufe der Jahre durch den stetigen NordOst Passat so an den Wind angepasst, daß ihre  Baumkronen fast rechtwinklig abstehen. 



Unser Weg führte uns zurück über das El Golfo Tal nach La Restinga. La Restinga ist ein kleiner Fischerort mit sage und schreibe 5 Tauchschulen, die täglich mehrere Ausfahrten mit Tauchern machten. Sogar im Hafenbecken wurde Tauchausbildung gemacht, und  wir haben dort sogar zwei Schildkröten gesichtet. Chris hat beschlossen, sich das genauer anzusehen und hat Hans zu einem Schnuppertauchgang mitgenommen. Das Naturschutzgebiet hier macht dem Namen alle Ehre! Man sieht selbst im Hafenbecken Barracudas, Papageienfische, Doraden, Sepia, Wrackbarsche und Schildkröten. Da den Beiden das so zugesagt hat, musste es natürlich wiederholt werden und ich wollte es natürlich auch sehen…



Da es um die Insel herum viele Naturschwimmbäder mit sehr schön angelegte Grillplätze gibt, haben wir mit der Besatzung der SY Karl beschlossen, einen Schnorchel- und Grilltag einzulegen. Bepackt wie Maulesel sind wir mit Proviant, Schnorchelausrüstung und Feuerholz in die Bucht Cala de Tacarón gefahren, um zuerst die Unterwasserwelt zu erkunden und dann zu grillen. Bei  Sonnenuntergang und gleichzeitigem Vollmondaufgang ließen wir diesen schönen Tag am Lagerfeuer ausklingen.



Trotz wolkenverhangener Bergkette wollten wir uns den höchsten Punkt der Insel ansehen, in der Hoffnung, daß dieser über die Wolken ragt. Nach zweistündiger Fahrt durch unwegsames Gelände und immer dichter werdenden Nebelschwaden, die sehr schnell bergauf und bergab zogen, erreichten wir nach mehrmaligen Irrfahrten den Pico de Malpaso auf 1501 Metern. Und man glaubt es kaum: Auch hier war alles wolkenverhangen und so feucht und nass, daß das Wasser von den Büschen tropfte. Die Rückfahrt führte uns durch Nebelwälder, wie wir schon von La Gomera kannten, aber hier mit Nebel und Feuchtigkeit noch spektakulärer aussahen.



Bevor wir weiterzogen, wollten wir den südlichsten Punkt unserer Reise fotodokumentieren!! Der Hafen in La Restinga hat auf der Kaimauer extra dafür ein Denkmal errichtet!



PS: die Sonnenuntergang Bilder in der Galerie sind nicht bearbeitet!!! Die sind in echt so kitschig.



 

4 Kommentar

  1. Das war „ne superjeile zick“ , wie der Kölner zu sagen pflegt….wir sehen uns auf den Azoren !!! Silke und Hans

  2. Was Ihr alles erlebt ist einmalig und großartig. Davon können wir nur träumen. Weiterhin eine glückliche Zeit und immer eine Handbreit Wasser unter dem Kiel. Hannelore und Dietmar

  3. Hallo ihr Beiden!! Ich lese eure Berichte immer sehr gerne. Sind wie immer spannend und mit vielen schönen Fotos gespickt. Speziell für uns, weil wir auch da waren, alles kennen und sogar manchmal mit euch zusammen.
    Danke und auch euch weiterhin eine erfolgreiche Segelzeit mit vielen neuen spannenden Erlebnissen.
    Seit herzlichst gegrüsst.

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