Fuerteventura Teil I

Runter wischen

 

Am 14.11.18 haben wir die Insel gewechselt. Obwohl nur eine kurze Distanz von 8 sm, hatte die es in sich, da zwischen den Inseln Kreuzseen entstehen. D.h. östlich von Lanzarote und Fuerteventura entstandene Wellen treffen auf Wellen, die von nordwestlicher Richtung kommen und das genau zwischen den beiden Inseln.



Die einfache Methode wäre gewesen, die Enge zwischen den Inseln weit östlich zu umfahren, um das Ganze zu umgehen. Aber wer will schon einfach? Nach nur 2 sm unter Segeln mussten wir trotz 3 bft Wind den Motor zu Hilfe nehmen, da die Segel unter diesen Wellenbewegungen heftig schlugen. So waren wir froh, den kleinen Hafen Corralejo an der Nordspitze Fuerteventuras erreicht zu haben. Ein sehr touristischer Ort, was auch an diesen sich im Norden Fuerteventuras brechenden Wellen liegt. Viele Surfer, Wellenreiter und Kiter konnte man in der Brandung erkennen. Die Playas de Corralejo gelten unter Surfern als eines der besten Starkwindreviere Europas. 

Trotz fehlender Vorreservierung hat uns der Hafenmeister einen perfekten Hafenplatz mit Blick auf die Ankerbucht zugewiesen, und uns durch ein Telefonat von Hafenmeister zu Hafenmeister sogar ein Platz im Hafen von Gran Tarajal, unseren nächsten Anlaufpunkt organisiert. 



Somit sind wir am 15.11.18 bei herrlichem Segelwind von 4-5 bft und nur wenig Welle die Ostküste in das 40 sm entfernte Gran Tarajal gesegelt. Mit großer Freude war unser Motor lediglich beim Ab- und Anlegen im Hafen in Funktion. Ein perfekter Segeltag!

Für die folgende Woche haben wir uns im Hafen von Gran Tarajal einen Platz zuweisen lassen. 



Gran Tarajal hat einen relativ großen, staatlich  organisierten Hafen, also ohne viel SchnickSchnack und sehr günstig.



Ebenso ist auch der Ort eine typische, kanarische Kleinstadt mit allem, was man braucht: Supermarkt, Bäcker, Fischmarkt, Schiffsausrüster, Baumarkt, Badestrand, urige Kneipen und kaum Touristen. Der Baumarkt hieß nach dem Besitzer:  „Langenbacher“. Nicht gerade ein spanischer Name. Wir haben aber nicht rausgefunden, ob der Großvater aus Deutschland, Schweiz oder Österreich ausgewandert ist. Auf jeden Fall ein Einkaufsparadies für den Kapitän. Manchmal fiel das Einkaufen in Gran Tarajal aber auch ihm nicht leicht: „Welchen nehm ich denn jetzt…“



Hier haben wir uns wieder ein Auto gemietet, um von hier die Insel zu erkunden:

Unsere erste Tour führte uns an der Ostküste Richtung Norden zuerst durch die Inselhauptstadt Puerto del Rosario. Eigentlich wollten wir auf den Markt, der dort jeden Samstag stattfindet, aber wir haben ihn einfach nicht gefunden. Die Hauptstadt war doch größer, als wir sie uns vorgestellt haben, oder der Copilot kann einfach nur noch Seekarten lesen…  Weiter Richtung Norden kommt man entlang der Küstenstraße unweigerlich an den imposanten, haushohen Wanderdünen vorbei. El Jable Corralejo  ist ein Naturpark und diese Sanddünen laufen in kilometerlange Stränden aus



Anschließend sind wir durch das Hinterland wieder Richtung Süden. Von dort winden sich die Straßen in die schroffe Bergwelt des Zentralmassives hin zu einem Aussichtspunkt: Mirador Morro de Velosa



In Serpentinen ging  es wieder bergab, immer in der Hoffnung auf wenig Gegenverkehr von Ausflugsbussen, denn da musste man sich in der nächsten Bucht irgendwie arrangieren….

Wir sind bis zur Westküste in den kleinen Ort Aiuy gefahren, wo ein reizvoller Spaziergang zu den Höhlen von Caleta Negra führt. Man steigt bizarre Kalkklippen hinauf und kann dann auf einer Treppe in die Höhle am Meer absteigen. 



Nach diesem Spaziergang überzeugte uns zum Einen unser Hunger, aber auch eine dicke Regenwolke zur Einkehr in ein sehr nette Tapasbar direkt am Strand, die uns magisch angezogen hat. Nach wirklich leckeren Tapas kam es wie aus Kübeln aus dem Himmel! Das Schauspiel betrachtend kam auch der Wirt und die Wirtin an unseren Tisch und nach einigen Worten in Spanisch stellten sich die Beiden als waschechte Italiener heraus, die seit fast 2 Jahren hierhin ausgewandert sind, um diese Tapasbar  zu betreiben. Da der Regen einfach nicht nachlassen wollte, und bis auf uns alle Gäste vor dem Regen flüchteten, kam der Wirt mit einer Flasche kanarischem Honigrum und 4 Gläsern an unseren Tisch! Es war so einmalig und lustig: zwei Italiener und zwei Deutsche unterhalten sich in Englisch in einer spanischen Tapasbar bei Wolkenbruch mit einer Flasche Honigrum über den Sinn des Lebens… Manchmal muss man den Moment einfach genießen!



Am nächsten Tag war der Süden der Insel angesagt. Schon der Blick aus dem Hafen auf das offene Meer versprach relativ hohe Wellen für den heutigen Tag. Und wir waren froh, heute mit dem Auto unterwegs zu sein. Nach dem verpassten Markt in Porto del Rosario am Samstag wollten wir uns am Sonntag in Costa Calma einen mit afrikanischem Handwerk angepriesenen Markt ansehen. Die Enttäuschung war groß. Das einzige was afrikanisch war, waren die Verkäufer und Verkäuferinnen! Es gab hauptsächlich Taschen, Turnschuhe und Brillen von ganz edlen Designern!! Es war ein typischer Touristenmarkt, was natürlich auch an der Feriensiedlung Costa Calma lag. Der Name des Ortes: “stille Küste“ wird dem Ganzen leider nicht mehr gerecht. 

Auch in diesem Teil der Insel erstrecken sich schier unendliche Sandstrände bis zum Süden in Morro Jable. Unser Ziel war die Nordwest Spitze der Insel: Cofete. Die Siedlung auf der Halbinsel Jandía erscheint wie der letzte Außenposten der Zivilisation und ist nur über eine holprige Staubpiste erreichbar. Überwältigend ist der Panoramablick auf den traumhaften Strand, kein einziges Hotel verschandelt den unter Naturschutz gestellten Küstenbereich. Heftige Wellen peitschten an den Strand. Ein ehemaliger Friedhof der Siedlung direkt am Strand war vom Winde im Sande verweht…



Doch wie man auch die verlassenste Gegend kennt…eine Kneipe gibts bestimmt. Die urige Bar Cofete mit einfacher, deftiger Landküche mit viel Ziege: Entweder im Gulasch oder im Käse! Diese waren stets Wegbegleiter in den steinigen Hügeln. Von dort sind wir an den äußersten Zipfel der Insel: Den Leuchtturm Faro de Punta de Jandía. 



Auch an dieser äußersten Spitze der Insel konnte man gut die heftigen Wellen aus unterschiedlichen Richtungen beobachten, wie sie gegeneinander peitschten (= Kreuzseen!!)



Auf dem Rückweg fuhren wir über lediglich plattgefahrene Schotterstraßen, zum Teil mit dem einen oder anderen heftigen Schlagloch. Jetzt wurde uns auch den Satz in der Autovermietung klar: „Die Vollkaskoversicherung gilt nur auf asphaltierten Straßen.“ Und tatsächlich auf dem Rückweg kommen wir an einem Caddy mit einem platten Reifen vorbei. Eine nette junge Dame mittleren Alters stand verzweifelt daneben. Unser Kapitän hielt kavaliersmäßig direkt an, mit der Frage ob er helfen kann…. In kürzester Zeit war der Reifen gewechselt und die Eltern der deutschen Urlauberin, die im Auto saßen, waren überglücklich so schnell Hilfe bekommen zu haben, zumal es der 85zigste Geburtstag des Papas war.

Zurück in Gran Tarajal haben wir nach einem Hamstereinkauf mit dem Auto dieses am Montag wieder abgegeben. 

Auch das Paradies hat übrigens Schattenseiten: Unsere Vermutung, während der Überfahrt nach Fuerteventura, daß mit unserer Bordtoilette etwas nicht stimmt, hat sich dann leider bewahrheitet: Es gab in dem durch Kalk und Urinstein zugewachsenen Abwasserschlauch eine Verstopfung! Nicht wirklich eine schöne Angelegenheit, bei der der Kapitän zum Installateur und der Co-Skipper zum Schlauchreiniger wurde.



Die Bordtoilette musste komplett mit allen Schläuchen und Pumpen entfernt und gereinigt werden. Der Geruch im Schiff war echt sch……recklich. Das hatte uns tatsächlich einen ganzen Tag beschäftigt, zumal ein Reduktionsstück gebrochen ist und wir zum Glück beim „Langenbacher“ Ersatz gefunden haben. Aber jetzt läuft alles wieder Tip-Top.

Nach 8 Tagen Hafen war uns mal wieder nach Ankern. Wir sind am 23.11.18 von  Gran Tarajal wieder Richtung Norden. Laut Karte sind dort 3 Ankerbuchten, die wir uns ansehen wollten. Wir entschieden uns für Punta del Viento. Eine schöne Ankerbucht mit ein paar urigen Häusern im Hintergrund: Pozo Negro



Nachdem wir diesmal mit dem Fischen nicht so erfolgreich waren, haben wir gegrillt. Das ist am Ankerplatz ganz praktisch, da es keine Nachbarn gibt, die der Rauch stört…




 

6 Kommentar

  1. So schön geschrieben und tolle Bilder. Weiter so und viel Spaß bei euren nächsten Abenteuern. Ganz liebe Grüße!!

  2. Hallo ihr Zwei,
    verfolge immer noch voll begeistert euren Blog. Immer super interessant geschrieben und ganz tolle Fotos. Vielen Dank und weiterhin alles Gute.
    Liebe Grüße aus Binzen
    Andrea

  3. Wie schön anschaulich Ihr immer all eure Geschichten schreibt und mit den ganzen tollen Bildern untermalt.
    Meist lese ich den Blog ja beim Mittagessen. Da passte die heutige Klogeschichte ganz hervorrangend zu meiner Möhren-Ingwer Suppe. 😉
    Liebe Grüße

  4. Nit so dicki Bölle schisse dann verstopft au nit! 😉
    Euch zwei noch viel Spaß Gruß Karl-Heinz

  5. Hi Martina und Chris,
    tolle, traumhafte Bilder, Beschreibungen und Erlebnisberichte. Wäre super Grundlage für einen Führer! Ich verfolge neidvoll Euren Törn und denke an von mir verpasste Gelegenheiten. Das Schiff sollte man
    ja nicht an einen einzigen Anker und das Leben nicht an eine einzige Hoffnung binden. In Jahren ist man
    mehr enttäuscht über nicht Gewagtes als über das Getane! Ihr habt die Knoten gelöst, seid aus sicherem
    Hafen ausgelaufen und habt die Passatwinde in Eure Segel genommen. Anerkennung und Gratulation!!!
    Erforscht, träumt und genießt weiter was noch vor Euch liegt!! (z.T.n. M.Twain + Epiktet)
    Schöne Adventstage auf See und Grüße aus Freiburg
    Klaus

  6. zufällig auf eure Seite gestoßen und alles begeistert gelesen. Da möchte man am liebsten auch gleich los

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